Herborn, die kleine Fachwerkstatt an der Dill, war Ziel der diesjährigen Tagesfahrt. Pünktlich, wie könnte es auch anders sein, trafen sich die Teilnehmer am Herborner Rathaus zu einem Stadtspaziergang. In zwei Gruppen wurden wir auf die Schönheiten der romantischen Altstadt hingewiesen.


Dass Fachwerk nicht gleich Fachwerk ist, erfuhren wir durch die Erläuterungen der Führerinnen. Sie machten uns auf die Besonderheiten aufmerksam. Viele der Häuser sind aus Fachwerk, das von „hessischen Männchen“ gehalten wird. Auch „Steine des Anstoßes“  gibt es noch zur Genüge. Sie schützten die Häuser vor den Rädern der Fuhrwerke, wenn diese in die engen Gassen abbiegen mussten.

 

Zu den schönsten Gebäuden zählt das „Hochzeitshaus“ und das Haus des Scharfrichters. Die gesamte Altstadt wird überragt vom Schloss der Grafen zu Solms. Dass es auch schon im Mittelalter „Reihenhäuser“ gab sah man deutlich an den Eingiebelhäusern mit 3 Eingängen. An den Resten der einst von den „Spiesbürgern“ bewachten Stadtmauer vorbei ging es zur „Mutterkirche“ mit ihrem aufgesetzten „Vorlesungshaus“. Wir nahmen die Treppen wie das gemeine Volk, während die Gräfin trockenen Fusses eine hölzernen Übergang vom Schloss zur Kirche benutzen konnte.

 

Im Hof der „Hohen Schule“ der Herborner Universität, die zu ihrer Zeit mit 300 Studenten zu den „großen“ in Deutschland zählte, erfuhren wir, dass Bafög keine Erfindung der Neuzeit ist.. Bis heute gibt es noch einen Fond, von dem die Studenten  profitieren. Die ehemalige Mensa beherbergt heute ein Restaurant, aber Seminare für Studenten, vorrangig Theologiestudenten, finden noch immer statt. Das „Nassauern“ konnte man hier in fröhlicher Studentenrunde ebenfalls lernen.

 

Heute ist Herborn eine Stadt mit 11 000 Einwohnern im Kernbereich. Arbeitsplätze bieten kleinere Firmen, Handwerk und noch immer eisenverarbeitende Industrie, die einmal 40% des deutschen  Eisenerzes verarbeitete.

 

Zum gemeinsamen Mittagessen ging es dann in die Gasthausbrauerei Gutshof, die leider etwas außerhalb am Stadtrand von Herborn lag. Umso mehr schmeckte das frischgezapfte Bier zum ausgewähltem Mittagsmenü.

 

Wo das Eisenerz herkommt, bzw. abgebaut wurde, lernten wir am Nachmittag in der Grube Fortuna bei Solms kennen. In harter, mit starkem Lärm der Arbeitsgeräte verbundenen, Arbeit wurde hier bis 1983 Eisenerz abgebaut. Wie damals die Bergleute werden heute die Besucher mit dem Förderkorb in die Sohle eingefahren, um dann mit der Grubenbahn durch die Dunkelheit der Schächte einzufahren in die Welt 150 m unter der Erdoberfläche. Wohl keiner der Teilnehmer hat je so realistisch die Welt des Bergbaus kennengelernt. Vorbei am „alten Mann“ mit seinen Sargdeckeln führte der Weg wieder ans Tageslicht. Mit einer kleinen Rundfahrt auf dem Grubenzug und  einem Besuch des Eisenbahnmuseums nahmen wir Abschied von einem Ort, der in anschaulich unterhaltsamer Weise Geschichte  weitergibt und somit am Leben erhält.

Die interessante Tagesfahrt endete mit einer zünftigen Abschlussrast im
Winzerhaus Rauenthal.

 

Für alle, die nicht dabei waren, aber auch für die, die nicht richtig zuhörten:
Von drei Männern ist im Bericht die Rede:
   - Albert Schumann, war Rektor an der Hohen Schule in Herborn und ein
      besonderer Förderer der Gesangvereine. Die Herborner haben ein sehr schönes
      Denkmal für ihn direkt gegenüber ihres Rathauses.

   - das „hessische Männchen“, auch schwarzer Mann genannt. ist ein schwarzer     
      Stützbalken in vielen Fachwerkhäusern.

   - der „alte Mann“ ist ein ungewollter Steinabbruch im Bergwerk, die schweren Steine
      nennt man Sargdeckel, wohl häufig nicht ganz unbegründet.

 

Hier gehts zu den Fotos der Tagesfahrt.